Cannabinoid-Rezeptoren: Ohne sie wäre Cannabis wirkungslos!

Ohne die Cannabinoid-Rezeptoren könnten die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide ihre mitunter positiven Eigenschaften auf den Körper gar nicht entfalten. Die Rezeptoren befinden sich im ganzen Körper und sind Teil des Endocannabinoid Systems, welches wiederum Teil des Nervensystems ist.

Übrigens: Die positiven Eigenschaften der aktuell weit verbreiteten CBD Kapseln lässt sich auch auf die Cannabinoid-Rezeptoren zurückführen!

Was sind Cannabinoid-Rezeptoren? [Definition]

Der menschliche Körper verfügt über ein endogenes Cannabinoid-System (kurz: Endocannabinoid-System), welches ein wichtiger Bestandteil des Nervensystems ist. Seinen Namen verdankt das System den besonderen Wirkstoffen der Cannabispflanze, den Cannabinoiden.


Ein sehr wichtiger Teil dieses Systems sind die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren. Einige Cannabinoide. können sich nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die Cannabinoid-Rezeptoren binden.


Es gibt sowohl Cannabinoide, die vom Körper selbst hergestellt werden (sog. Endocannabinoide) als auch Cannabinoide, die ausschließlich in Pflanzen vorkommen (sog. Phytocannabinoide).


Die Cannabinoid-Rezeptoren im Körper lassen sich in zwei Typen unterteilen:

  • CB1 (auch: CNR1)
  • CB2 (auch: CNR2)


Beide Rezeptortypen sollen wichtige Prozesse im Körper beeinflussen können. Immer abhängig davon, welche Cannabinoide an sie binden.


Bis heute konnten die Forscher keine weiteren Rezeptoren im menschlichen Körper nachweisen. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass ein dritter CB3 Rezeptor existieren könnte.

Funktion der Cannabinoid-Rezeptoren

Bei den Cannabinoid-Rezeptoren handelt es sich um die “Aktionspunkte” des körpereigenen endogenen Cannabinoid-Systems. Sie befinden sich sowohl im Gehirn als auch in den Nervenzellen.

Es wird vermutet, dass die Cannabinoid-Rezeptoren zum Beispiel Einfluss auf das Schmerzempfinden, das Schlafverhalten und das allgemeine Wohlbefinden nehmen können.


Die Cannabinoid-Rezeptoren reagieren gleichermaßen auf die vom Körper selbst hergestellten Endocannabinoide und die äußerlich zugeführten Phytocannabinoide wie zum Beispiel Cannabidiol (CBD).


Bei diversen Krankheiten und während besonderer Lebensumstände (z.B. eine Schwangerschaft) konnte festgestellt werden, dass eine besonders hohe bzw. niedrige Konzentration an bestimmen Cannabinoiden Einfluss auf das Wohlergehen haben kann.


So konnte bei Schizophrenen zum Beispiel eine erhöhte Konzentration an Endocannabinoiden in der Gehirnflüssigkeit nachgewiesen werden. [1]

Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1)

Der Cannabinoid-Rezeptor CB1 wurde erstmals 1990 entdeckt. Er befindet sich hauptsächlich im menschlichen Gehirn, im Zentralen Nervensystem sowie in diversen inneren Organen.


Darüber hinaus befindet er sich auf menschlichen Zellen, die am Knochenabbau (Osteoklasten) und am Knochenaufbau (Osteoblasten) beteiligt sind.


Es wird vermutet, dass der CB1-Rezeptor unter anderem die Gedächtnisleistung, den Schlaf, den Appetit und auch die Stimmungslage beeinflussen kann. Des Weiteren soll er auch Einfluss auf das Schmerzempfinden haben.


In der Medizin steht der CB1-Rezeptor insbesondere bei chronischen Schmerzen und Depressionen im Fokus. Denn durch die Aussendung bestimmter Botenstoffe, soll der CB1 unerwünschte (Schmerz-) Empfindungen zuverlässig unterdrücken können.


THC (Tetrahydrocannabinol), das wohl bekannteste Cannabinoid der Hanfpflanze, bindet bevorzugt an den CB1-Rezeptor.

Cannabinoid-Rezeptor 2 (CB2)

Die Cannabinoid-Rezeptoren vom Rezeptortyp 2 (CB2) wurden erst 1993 beim Menschen entdeckt. Sie kommen sowohl in diversen Organen als auch im Magen-Darm Trakt bzw. im Verdauungssystem vor.


Auch im Gehirn sind diese Cannabinoid-Rezeptoren vom Typ 2 zu finden, jedoch ist ihre Anzahl dort deutlich geringer als die Anzahl der CB1-Rezeptoren.


Nichtsdestotrotz sollen die CB2-Rezeptoren zwei wichtige Funktionen erfüllen:

  • Entzündungen verhindern
  • bereits vorhandene Entzündungen eindämmen


Zwar sind Entzündungen grundsätzlich eine wichtige Schutzfunktion vom Körper. Allerdings funktioniert die körpereigene Schutzfunktion teilweise sogar zu gut, wodurch sie sich zu schnell ausbreitet.


Durch die Zusammenarbeit von Cannabinoiden und Cannabinoid-Rezeptoren könnte die Ausbreitung von Entzündungen eingedämmt werden.

Unterschied zwischen Phytoannabinoiden und Endocannabinoiden

Bei dem Wort „Endocannabinoid“ handelt es sich um die Kurzform von „endogenes Cannabinoid“. Endo bzw. endogen kommt dabei aus dem griechischen und bedeutet Sinngemäß so viel wie „seinen Ursprung in unserem Körper haben“ bzw. ”von Innen kommend”.


Das Wort „Phytocannabinoid“ steht hingegen für „phytogenes Cannabinoid“. Phyto bzw. phytogen kommt ebenfalls aus dem griechischen und bedeutet etwa „aus Pflanzen entstanden“. Phytocannabinoide beschreiben also diejenigen Cannabinoide, die in Pflanzen vorkommen bzw. ihren Ursprung in Pflanzen haben.


Während Endocannabinoide vom Körper selbst hergestellt werden können, müssen Phytocannabinoide von Außen zugeführt werden. Aus diesem Grund werden Phytocannabinoide auch als exogene Cannabinoide bezeichnet.

Phytocannabinoide

Phytocannabinoide können nach der Aufnahme direkt die beiden Rezeptortypen in unserem Körper ansprechen. Cannabidiol (CBD) fungiert hauptsächlich als eine Art Hemmstoff, durch den zum Beispiel der Abbau des Endocannabinoids Anandamid zuverlässig verhindert werden kann.


CBD hat keine psychoaktive Wirkung auf den Körper, ist auf physiologischer Ebene jedoch ein äußerst wichtiger Helfer. Das Phytocannabinoid soll unter anderem bei Schlafstörungen, Verspannungen, Angstzuständen und emotionalen Dysbalancen verwendet werden können.


Das THC kann an beide Cannabinoid-Rezeptoren andocken. Es spielt aber vorwiegend im Zusammenhang mit dem Rezeptor CB1 eine wichtige Rolle. Die Wirkung von THC ist eher psychologischer Natur und soll unter anderem bei Appetitlosigkeit, Schmerzen, Asthma oder Glaukom helfen können.


Werden durch das Rauchen von “Gras” sowohl THC als auch CBD aufgenommen, kann es im Körper zu Wechselwirkungen zwischen beiden Substanzen kommen. Dieser Effekt wird unter anderem auch durch den sogenannten Entourage-Effekt beschrieben.


Endocannabinoide

Endocannabinoide werden vom menschlichen Körper selbst produziert und hauptsächlich aus Körperfettsäuren gebildet. Zu den wichtigsten Endocannabinoiden zählen Anandamid und 2-Arachidonoylglycerol.


Anandamid war das erste von Wissenschaftlern entdeckte Endocannabinoid. Die aus Israel stammenden Entdecker entschieden sich für den Namen Anandamid, da Ananda im indischen Sanskrit „Glückseligkeit“ bedeutet.


Anandamid soll hauptsächlich bei der Regulierung von Schmerzen und des Appetits eine große Rolle spielen.


Das 2-Arachidonoylglycerol ist genau wie das Anandamid ein körpereigenes Endocannabinoid und stimuliert beide Cannabinoid-Rezeptoren gleichermaßen. Wissenschaftler konnten feststellen, dass das 2-Arachidonoylglycerol im Gehirn, der Leber, der Lunge, der Milz und in den Nieren von Ratten vorhanden ist.

Endogene Cannabinoide sind kurzfristige Neurotransmitter und können vom Körper nur synthetisiert werden, wenn er diese gerade wirklich braucht.


Auch wenn das Endocannabinoid System noch nicht vollständig erforscht ist, sind einige Wissenschaftler davon überzeugt, dass die gestörte Produktion von Endocannabinoiden eine der Ursachen für diverse Krankheiten sein könnte.

Vorkommen: Wo befinden sich die Rezeptoren im Körper?

Die CB1-Rezeptoren bestehen aus über 470 Aminosäuren, besitzen 7 Transmembran-Domänen und befinden sich:

  • in den Nervenzellen (Kleinhirn, Hippocampus und Basalganglien) und
  • im peripheren Nervensystem (unter anderem im Darm)


Die CB2-Rezeptoren besitzen ebenfalls 7 Transmembran-Domänen, haben 360 Aminosäuren und befinden sich:

  • in den Zellen unseres Immunsystems (Mastzellen, B- sowie T-Lymphozyten)
  • in Zellen, die für den Knochenaufbau und -abbau zuständig sind


Verfügen auch Hunde und andere Tiere über Cannabinoid-Rezeptoren?

Bis auf Insekten besitzen alle Tiere ein endogenes Cannabinoid-System mit entsprechenden Cannabinoid-Rezeptoren. [2]


Aus diesem Grund findet medizinisches Cannabis nicht nur bei Menschen, sondern auch immer häufiger bei Tieren Anwendung.

Fazit

Über die Cannabinoid-Rezeptoren können sowohl körpereigene Endocannabinoide als auch pflanzliche Phytocannabinoide ihre Eigenschaften auf den Körper übertragen. Zur Zeit sind zwei Rezeptoren bekannt (CB1 und CB2), die sich im ganzen Körper befinden.

Ohne die Cannabinoid-Rezeptoren würde zum Beispiel auch der Konsum von Marihuana keinen Rausch erzeugen.


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Quellen:

[1] Franjo Grotenhermen: Das Endocannabinoidsystem – Funktion und Bedeutung für die Therapie; Veröffentlichungsdatum unbekannt; http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/endocannabinoidsystem.htm (abgerufen: 06.03.2020)

[2] Dr. Rachel Knox: The endocannabinoid system and the revolution of one; Video veröffentlicht am 09.10.2019; https://www.youtube.com/watch?v=oJbOQ9P2NYQ (abgerufen: 06.03.2020)